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Brandschutz bei Reetdachhäusern

Brandschutz bei Reetdächern

Reetdächer sind in Norddeutschland ein Stück Kulturgut. Auf Sylt gehören Häuser unter Reet nicht nur zu den Klassikern, sondern auch zu den wertvollsten Immobilien der Insel. Rund 20 Prozent der von König Immobilien Sylt jährlich verkauften Häuser sind Domizile unter Reet. Ein Reetdach ist die Seele eines klassischen Friesenhauses und verkörpert das Sylter Lebensgefühl. Aber auch die berühmten Friesenwälle und Heckenrosen, Fischbrötchen und die „Sylter Royal“ Auster tragen ihren Teil dazu bei. Zur Erhaltung ist das Thema Brandschutz bei Reetdächern ein essentielles Thema.

Noch im Jahre 1828 fand sich auf ganz Sylt „kein Haus mit Ziegeln bedeckt als nur eine einzige Schmiede“, vermerkt ein Chronist. Doch nicht nur die historischen Friesenhäuser – etwa 200 sind auf Sylt noch existent – sind mit Reethalmen eingedeckt: Auch bei Neubauten entscheiden sich viele Bauherren für diese wirkungsvolle Optik.

Schilf – seit Jahrhunderten ein wertvoller Baustoff

Reet ist die norddeutsche Bezeichnung für Schilf, eine der am weitest verbreiteten Pflanzen und ältesten Baustoffe der Welt. Schilf ist in allen fünf Erdteilen zu finden: Vom 66° nördlichen Breitengrad (in Europa der Polarkreis) bis zum 23° südlichen Breitengrad (südlicher Wendekreis). Es wächst vornehmlich an flachen Ufern, stehenden oder langsam fließenden Gewässern im Küstenbereich, in Mooren und Sümpfen. Die einzigartigen Eigenschaften der Pflanze kennen die Menschen seit über 6.000 Jahren und setzen Reet als wertvollen Baustoff vor allem für die Dacheindeckung ein.

Vorteile eines Reetdaches

Aufgrund der mit Luft gefüllten Hohlräume innerhalb der einzelnen Schilfrohre ist das Reet für seinen langsamen Temperaturausgleich bekannt. Es wirkt besonders isolierend und ist widerstandsfähig gegen Hitze, Kälte, Schnee und Regen. Das Schilf sorgt durch seine besondere Struktur für einen schnellen Ablauf von Regenwasser und eine gute Wärmedämmung im Winter. Im Sommer überzeugt das Reetdach durch Klimaregulierung, indem es Feuchtigkeit aus dem Haus nach außen leitet.

Reetdächer haben keine Dachrinnen, sondern sind von Natur aus wasserdicht und atmungsaktiv. Bei Regen läuft das Regenwasser an den schuppenartig nach unten gerichteten Reethalmen von der Dachfläche bis an die Traufe. Von hier aus tropft es ab. Das in den Pflanzen enthaltene Silizium sorgt dafür, dass ein Reetdach wasserabweisend und darüber hinaus schwer entflammbar ist. Das Naturmaterial ist aufgrund der biologischen Konstruktion der Halme sehr belastbar und elastisch.

Neben seiner charakteristischen, beliebten Optik und dem guten Wohnklima spielt auch der Schallschutz eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für ein Reetdach. Ähnlich wie bei der Übertragung von Wärme werden auch Schallwellen durch die Hohlräume in dem Reet schlechter übertragen, beziehungsweise gebrochen, sodass Reet als natürliches Dämm- und Schallschutzmittel gilt. 

Brandschutz bei Reetdachhäusern
Brandschutz bei Reetdachhäusern

Reetdach? Das gilt es zu beachten!

Wer sich für ein Reetdach entscheidet, muss davon ausgehen, dass die Kosten im Schnitt doppelt so hoch wie bei einem gewöhnlichen Satteldach ausfallen. In ein Reetdach investiert man zwischen 80 und 130 Euro pro Quadratmeter Dachfläche. Soll zudem noch eine Dämmung angebracht werden, steigt der Quadratmeterpreis auf rund 160 Euro. Ein komplettes Reetdach kostet dementsprechend, je nach Größe, zwischen 25.000 und 40.000 Euro.

Neben den Ausgaben für das Material, die aufwändige Konstruktion und langen Bauzeiten sollten der Pflegeaufwand, sowie die anfallenden Versicherungen für ein Reetdach einkalkuliert werden. Da es sich bei Reet um ein organisches Material handelt, kann dieses von äußeren Umwelteinflüssen wie Schimmel oder Schädlingen befallen werden, sodass eine jährliche Überprüfung des Dachzustandes empfohlen wird, um eine lange Haltbarkeit des Daches zu gewährleisten.

Brandschutz bei Reetdachhäusern

Reetdächer sind vor allem im trockenen Hochsommer feuergefährdet. Aber auch das Silvesterfeuerwerk stellt eine Gefahr dar, weshalb das Abrennen von Feuerwerkskörpern auf den nordfriesischen Inseln grundsätzlich verboten wurde.

Gerät ein Reetdach in Brand, so breitet sich dieser in der Regel binnen rund 30 Minuten großflächig aus. Die geschnürten Reetbündel lösen sich und rutschen brennend von der Dachfläche, so dass es schwierig sein kann, aus dem Gebäude zu entkommen. Diese Problematik ist seit Jahrhunderten bekannt, weshalb ab dem späten 18. Jahrhundert, örtlich auch früher, sogenannte Brandtüren eingebaut wurden. Diese befinden sich an den Längsseiten des Hauses und verfügen über einen eigenen Spitzgiebel, so dass sie beim Verlassen des Gebäudes vor den brennenden Reetbündeln schützen. Aufgrund der gegenüber einem Hartdach erheblich höheren Brandgefahr sind die Prämien für Feuerversicherungen bei traditionell reetgedeckten Häusern höher .

Für Feuerwehren sind Reetdächer immer eine besondere Aufgabe in der Brandbekämpfung. Reetdachbrände führen in vielen Fällen zum Totalverlust des Gebäudes. Die Feuerwehr muss sich häufig auf den Schutz anderer Gebäude beschränken. Erst im Sommer 2022 kam es in Kampen zum Brand eines großen Wohnhauses unter Reet, wie die lokalen Medien ausführlich berichteten.

Neue Landesbauordnung seit 1. September 2022

Am 1. September 2022 ist die neue Landesbauordnung von Schleswig-Holstein in Kraft getreten, in der auch regionale Besonderheiten wie zum Beispiel der Bau von Reetdachhäusern fort bestehen.

Die bereits im Jahr 2000 novellierten Bauverordnungen für Reetdachhäuser in Schleswig-Holstein schreiben wesentlich bessere Dämmstoffe vor, so dass bei einem Brand des Daches kaum noch Rauch nach innen dringt.

Besserer Schutz vor Sturmschäden

Die aktuelle Bauweise der Reetdächer hat neben dem längeren Schutz vor dem Brandherd noch eine weitere positive Seite: sie schützt wesentlich besser vor Sturmschäden. Das macht Sinn und geht vor. Denn die Gefahr, dass reetgedeckte Häuser durch Wind und Regen in Mitleidenschaft gezogen werden, ist viel größer und geschieht öfter als durch einen Brand .

Über das Thema Brandschutz informiert Sie auf Sylt der Brandschutz-Experte Frank Zahel, der seit über 20 Jahren durch sein kompetentes Fachwissen im Bereich Gefahren, Sicherheit und professionelle Montage  überzeugt und auch Berater und Partner von König Immobilien Sylt ist.

Brandschutz bei Reetdachhäusern
Brandschutz bei Reetdachhäusern

Fotos: © Shutterstock

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